Seltene Unfälle, häufiger Verschleiß
Schwimmen gilt als eine der verletzungsärmsten Sportarten. Sollte es trotzdem mal zu einem Unfall kommen, ist lediglich jede zehnte Verletzung so schwer, dass der Sportler eine Pause von über 2 Wochen einlegen muss.
Deutlich gefährlicher sind Unfälle, die mit dem eigentlich Schwimmsport nichts zu tun haben. Dazu gehören das Ausrutschen auf nassen Fliesen, Kopfsprünge in seichtes Wasser oder auch Tritte und Schläge von anderen Schwimmern in der Bahn. Diese führen zu Kopf-, Augen-, Hand- und Armverletzungen. Besonders gefürchtet sind Schädel-, Hirn- sowie Halswirbelsäulenverletzungen nach Sprüngen.
Deutlich häufiger sind allerdings die Folgen einer Fehlbelastung durch falsch gelernte Bewegungsabläufe. Sie treten so häufig auf, dass sie den Großteil aller schwimmbedingten Beschwerden ausmachen.
Die Schwimmarten Kraulen, Rückenschwimmen und Delfinschwimmen sind mit extremen Überkopfbewegungen der Arme verbunden und belasten die Schultergelenke sehr.
Sogar so sehr, dass ganze zwei Drittel aller Hochleistungsschwimmer unter schmerzhaften Schulterbeschwerden leiden.
Der Beinschlag beim Brustschwimmen ist mit einer Drehbewegung im Kniegelenk verbunden, was zu Verschleißerscheinungen an den Menisken, der Kniescheibe und den Bändern auf der Innenseite des Knies führt.
Die von Tauchern oft benutzen Flossen verstärken sogar die Beanspruchung von Knie- und Sprunggelenken.
Beim kurzen Einatmen machen Brust- und Delfinschwimmer ein Hohlkreuz in der Lendenwirbelsäule.
Schwimmerschulter
Die berühmt/berüchtigte „Schwimmerschulter“ ist ein Überbegriff für unzählige orthopädische Veränderungen im Schultergelenk und in den umgebenden Strukturen.
Möglich sind Entzündungen der Schleimbeutel sowie der Sehne, Muskelverkürzungen, Halswirbelveränderungen oder auch ein Impingement-Syndrom. Typischerweise ist eine Sehne zwischen Oberarmkopf und Schulterdach eingeklemmt.
Am häufigsten ist die Sehne eines Schulterblattmuskels betroffen, denn sie verläuft direkt durch das Schultergelenk (Muskulus supraspinatus). Die Schulter schmerzt wenn man den Arm hebt, belastet und sogar wenn man nur im Schlaf seitlich darauf liegt. Die Enge unter dem Schulterdach entsteht durch Schwellung der Sehne und des Schleimbeutels, zum Beispiel bei einer Schleimbeutelentzündung, bei Sehnenverschleiß oder auch bei ziemlich schmerzhaften Kalkeinlagerungen in der Sehne.
Brustschwimmer-Knie
Ein Drittel der Sportschwimmer leidet unter Kniebeschwerden. Am häufigsten betroffen sind dabei die Kniescheibe, Innenmeniskus und die Bänder auf der Innenseite des Knies. Knieverletzungen entstehen häufig durch das schnelle Wenden an der Beckenwand.
Überlastungsschäden der Knie sind meist die Folge fehlerhafter Bewegungsabläufe beim Brustschwimmen oder auch bei einem zu intensiven Beintraining mit Flossen.
Veränderte Wirbelsäule
Bei der Hälfte aller Hochleistungsschwimmer sind auf dem Röntgenbild deutliche Veränderungen der Wirbelsäule erkennbar. Wachstumsstörungen und Abnutzungserscheinungen sind die schlimme Folge. Diese treten an Wirbelkörpern, -gelenken und -knorpeln auf, außerdem wird das Wirbelsäulengefüge instabil.
So gut wie alle Schwimmfolgen treten an der Lendenwirbelsäule auf, da Brust- und Delfinschwimmbewegungen leider ein starkes Hohlkreuz erfordern.
Durch die hohe Anstrengung verkürzen sich die großen Rückenmuskeln. Das führt zu einer zusätzlichen Verstärkung des Hohlkreuzes.
Akute Wirbelsäulenverletzungen sind fast immer die Folge von Kopfsprüngen.
Ist das Wasser zu seicht, kann der Kopf auf dem See- oder Beckenboden aufprallen, dabei staucht sich die Halswirbelsäule zusammen.
Es kommt zu Halswirbelverrenkungen. Im Extremfall kann sogar ein Wirbensäulenbruch mit Querschnittslähmung vorfallen, daher sollte man niemals in evtl. seichtes Wasser springen.
Da das Rückenmark bei Verletzungen dieser Art sehr weit oben (kopfnah) geschädigt ist, sind meist Arme und Beine gelähmt. Zusätzlich sind Blasen- und Darmentleerungsstörungen, Herzrhythmus- und sogar Atemstörungen möglich.
Surfer’s Ear
Das „Surfer’s Ear“ ist eine Erkrankung, die sogar alle Wassersportler betrifft. Der dauerhafte Kontakt mir kaltem und, in einigen Fällen, verunreinigtem Wasser führt zu einer Entzündung im Gehörgang.
Treten solche Entzündungen vermehrt auf, reagiert der Körper manchmal mit einer überflüssigen Knochenbildung um den Gehörgang herum.
Diese knöchrigen “Wucherungen“ wachsen in den Gang hinein und können diesen langfristig einengen und im Extremfall komplett verschließen.
Schwere Entzündungen des Mittelohr und manchmal sogar Taubheit sind die Folge daraus.
Vorbeugen – Nie kopflos springen
Sie sollten niemals in ein Gewässer springen das sie nicht kennen, auch wenn es noch so verlockend ist. Sie ersparen sich so unangenehme Schnittverletzungen, Knochenbrüche und vor allem schwere Kopfverletzungen. Außerdem ist die Chance eine Querschnittslähmung zu bekommen so viel geringer.
Schwimmtechnik kontrollieren
Die allermeisten Überlastungsreaktionen des Körpers lassen sich durch eine bessere Schwimmtechnik und gute Körperlage im Wasser vermeiden.
Als schulterschädigend haben sich überraschenderweise Aufwärmübungen wie extremes Armkreisen oder passives Dehnen erwiesen.
Stattdessen sollten Sie vor allem die Schulter-, Rumpf- und Hüftmuskulatur an Land trainieren – dies kann Schäden im Wasser verhindern.
Einseitige Belastungen des Bewegungsapparates lassen sich vermeiden, indem Sie während des Trainingsihren Schwimmstil variieren. Sinnvoller ist lange Strecken langsam als kurze Strecken schnell zu schwimmen – dies steigert die Ausdauer und ist deutlich gesünder.
Menschen mit Wirbelsäulenproblemen sollten wegen der Belastung der Nackenmuskulatur und des Hohlkreuzes leider auf das Brustschwimmen verzichten. Alternativ kann man auf Rückenschwimmen ausweichen. Für Schwangere ist Brustschwimmen allerdings sehr zu empfehlen. Wer außerdem Knieprobleme hat, sollte beim Brustschwimmen statt des Beinscherenschlags einen Beinschlag ausführen, der dem beim Kraulen ähnelt. Weniger schlimme Nackenverspannungen lassen sich durch eine länger ausgeführte Gleitphase unter Wasser vermeiden.
Trotzdem ist Schwimmen eine weitaus ungefährlichere Methode Sport zu betreiben als viele andere Sportarten. Wenn Sie sich an die Regeln halten und ihren Schwimmstil von einem Außenstehenden Kenner (z.B. der Bademeister) überprüfen lassen, sollten Sie eine Menge Freude im Wasser haben.
Ihr Körper wird es ihnen danken.
